Um einen Kuli hatte ich gebeten, um mehr nicht. Doch David bezog in den folgenden Vorlesungswochen zuverlässig den Klappsitz neben mir. Er hatte beschlossen, mich nicht aus den Augen zu lassen. Dass mir das auffiel, war ihm egal, auch, dass oft zehn Leute für ihn aufstehen oder einen Platz weiterrücken mussten. Und das reichte ihm nicht. Ich war auserwählt. Als ich ihn später fragte, warum ausgerechnet ich, sagte er nur, er fand mich schön. Ich traute weder ihm noch meinen Ohren. „Du siehst nicht hübsch aus, aber interessant“, hatte noch wenige Jahre davor eine gute Freundin zu mir gesagt, und als solche musste sie es ja wissen. Und obwohl sie in meinem Gesicht meine Gekränktheit erkannt hat und rasch betonte, dass das als Kompliment gedacht war, lag mein Selbstbewusstsein in Trümmern. Ich hatte mich auf den kalten Boden der Tatsachen geschleudert gefühlt wie ein Mädchen, das von seiner Mutter aufgefordert wird, endlich das Prinzessinnenkostüm abzulegen. Erst mit der Zeit habe ich verstanden, was für David Schönheit bedeutet und dass er Begriffe wie diesen anders verwendet, als meine Freundin es tat.